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Erstaunlich naiv, diese Journalisten?

Ich bin erstaunt. Der Journalist Lukas Egli wird zum Kampfjet fliegen nach Schweden eingeladen, schreibt im Sonntagsblick über dieses Erlebnis um das ihn wohl jeder Aviatikfan beneidet und schreibt später wie das ganze zustande kam um sich dann von Kollegen gleich noch die rote Karte zeigen zu lassen.

Leistungsshow 2006 der Schweizer Luftwaffe auf der Axalp

Leistungsshow 2006 der Schweizer Luftwaffe auf der Axalp


Abgesehen davon, wie intelligent Lukas Egli eigentlich ist, frage ich mich, inwiefern man den Bürger für dumm verkauft, bzw. ob es denn tatsächlich Bürger gibt, die bei einem Bericht über einen Kampfjetflug davon ausgehen, dass dieser auf eigene Initiative durch den Journalisten erfolgt ist, bzw. sogar vom Verlag bezahlt wurde? Gäbe es diesen Bürger, der nicht eins und eins zusammen rechnen kann, welchen Einfluss hätte dieser bei der Auswahl eines Kampfjets unter drei möglichen Anbietern?

Vielleicht gibt es dumme Parlamentarier, die sich dann von einem Sonderdruck desselben Berichts für den Gripen Jet begeistern lassen. Immerhin hat ja so ein Journalist sicher extrem viel Erfahrung in Hinblick auf Testflüge mit Kampfjets. Eher wäre dieses Erlebnis für Egli in einem Tiger der Schweizer Luftwaffe genauso aufregend gewesen. Also auch hier, wen wollte man eigentlich mit dem Sonderdruck begeistern bzw. beeinflussen?

Ich habe ja selber vor ein paar Jahren mal in die ganze Kampfjet Evaluation eingreifen wollen und wurde sogar von Armasuisse zu einer Eurofighter Präsentation in Emmen eingeladen. Die leider im Vorfeld geäusserten Erwartungen an den Event, unter anderem Einladungen zu Eurofighter Flügen und der Androhung mir die ganze Journalisten-Bauchpinselei näher anzusehen hatte dann auch umgehend zu meiner Ausladung geführt. Auch bei Armasuisse bleibt man ja gerne unter sich und wenn einer schon Ärger ankündet, dann lässt man ihn besser aussen vor. Geht wohl jedem kritischen Journalisten genau gleich.

Es bleibt die Frage, wie sich denn ein Journalist heutzutage überhaupt unabhängig informieren soll. Von einem Automobilhersteller zu einer Präsentation eines neuen Models eingeladen zu werden, heisst, wie Robert Basic das auch schon dokumentiert hat, im Luxushotel nächtigen, Essen ohne Ende und Informationen direkt von den Verantwortlichen aus dem Konzern.

Was wäre die Alternative? Ein neues Âuto über den Verlag bestellen, monatelang auf die Auslieferung warten und dann mit monatelanger Verspätung was darüber schreiben?

Als Blogger wird man mit Informationen eingemailt, angerufen und immer wieder Verlockungen ausgesetzt. So sollte auch ich schon längers über ein Produkt schreiben, dass ich mir für einen sogenannten Dauertest auf unbestimmte Dauer habe zuschicken lassen.

Ich bin hie und da schon diesen Verlockungen erlegen. Und trotzdem, wenn das Produkt nicht meinen Vorstellungen entspricht, dann schaff ich auch nicht darüber was zu schreiben. Vielleicht der Unterschied zu einem Journalisten?

Alles in allem, sehe ich nicht, wie dieser Teufelskreis zwischen PR und Journalismus entflechtet werden kann. Das eine scheint ohne das andere nicht mehr zu funktionieren.

Noch vor ein paar Jahren habe ich in diesem Zusammenhang die Medienbeobachtungsblogs leicht belächelt, heute sehe ich, dass es gerade diese Beobachter in dieser Szene braucht, damit das System Journalismus sich weiterentwickeln kann ohne jegliche Würde zu verlieren.

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