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Mein Besuch in der Ukraine, oder warum in Odessa die Prinzessinenkutsche trotzdem fährt.

Schon als 2007 kurz nach meinem Besuch in Georgien die Russen einmarschiert sind war ich beeindruckt, wie gelassen meine Geschäftspartner trotz der bedrohlichen Situation waren. Ich habe damals über dieses Erlebnis gebloggt und versucht die Aussensicht durch die Medien und die Innensicht im betroffenen Land zu verstehen. 

Nun habe ich dasselbe wiedererlebt. Eine aufs äusserste aufgepeitschte Nachrichtenflut, die jetzt nur dank dem Prozess um Uli Hoeness und der verschwundenen Triple Seven abgeklungen ist auf der einen Seite, eine ganz andere Sicht wenn man im betroffenen Land ist. 

Eine nächtliche Kutschenfahrt durch Odessa?

Eine nächtliche Kutschenfahrt durch Odessa?

Was jetzt passiert weiss niemand, und dennoch staune ich über die Gelassenheit, die man vor Ort hat. Bei meiner Ankunft in Odessa sehe ich normales Treiben am Flughafen, Taxifahrer die um Kundschaft buhlen und keine Anzeichen von Krise. 

Bei der Ankunft im Hotel wird mir klar, welche Auswirkungen die Reiseempfehlungen von Auswärtigem Amt und dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten haben. Das Hotel scheint leer, das Personal freut sich über Besuch und ist erstaunt, dass man englisch spricht. Ein Fremder der sich traut, scheinbar die Tage schon eine Seltenheit. Am Abend im fast leeren Restaurant dann die nächste Überraschung, ein anderer Schweizer am Nebentisch.

Bei meinem ersten Besuch in der Ukraine versuche ich die Stimmung zu erfassen und schnell wird klar, hier ging es schon immer nach dem Willen der Russen, auch wenn anno dazumal das russische Zarenhaus vorwiegend von Franzosen und Deutschen belebt wurde. Im Geschäftsleben wird auch unter Ukrainern russisch gesprochen, die kyrillischen angeschrieben Geschäfte sind klar in der Mehrheit, Wikipedia spricht von 85% der Einwohner, die in der Stadt russisch sprechen. 

Wie schon in Georgien, scheint sich hier mir gegenüber niemand grosse Sorgen zu machen. Vielleicht liegt es daran, dass man in einem Land lebt, welches eigentlich immer schon von irgendejemandem besetzt war. Und es irgendwie immer ging, mal besser, mal schlechter, aber das schlechteste wäre wohl, man würde sich Sorgen machen. Denn Sorgen machen krank. 

Ich staune in diesen Momenten über die Kraft dieser Menschen, die merken, dass sie Teil von etwas grossem sind, aber vorallem in ihrem Umfeld und Aktionsradius dafür sorgen, dass sie ihr Leben so gut wie möglich meistern. 

Irgendwie kann ich mir keine Meinung machen, wer nun mit wem und warum und wieso. Die Krim war ursprünglich ein Geschenk, das man nun zurück möchte, anderseits scheint die EU auch schön zu glänzen und lockt mit ihren Reizen. Irgendwie finde ich es schade, egal wie die Krise weitergeht, es wird dem Land schaden, es wird den Unternehmen schaden und damit auch dem Volk. Ich wünsche allen, dass es möglichst schnell eine Lösung gibt, damit die Normalität einkehrt die gelebt wird.

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